„Du bist eine Krankheit – und ich die Medizin.“
(Sylvester Stallone in: „City-Cobra“, 1986)
„Die haben angefangen!“
(Sylvester Stallone in: „Rambo“, 1982)
Ein Typ wie du und ich, ein Dead End Boy, er wankt durchs Bild, schon zu Beginn des Films ist er nicht in bester Verfassung: verlassen, geschieden, seine Kinder sind nur noch Schemen auf einer vergilbten Fotografie, sein Chef ist ein Arsch, seine Wohnung ein verwahrlostes Chaos, Sinnbild seiner inneren Haltlosigkeit. Und dann gerät dieser eh schon gebeutelte Mensch in eine durchtriebene Geschichte oder muss für seinen Chef – obwohl er von diesem schon mehr als einmal verraten und in den Dreck geritten wurde – die Kartoffeln aus dem Feuer holen. Dafür setzt es bald Prügel von der Gegenseite. Und zwar richtig fiese Prügel.
Es ist erstaunlich, wie viele Schläge ein solcher Leib schlucken kann, wie weit es die Fieslinge treiben können mit ihren Drohungen, Demütigungen, Folterungen. Wir Zuschauer erleben die Qual zugleich von innen und von außen, unerträglich und zugleich lustvoll sind die Schläge in der Sadomaso-Show, zu peinlicher Betroffenheit und zu hysterischem Kichern animieren die Demütigungen. Wir harren mit dem Gequälten aus, wartend, haben wir ihm doch das Wissen voraus, dass er all die gespeicherten Schmerzen und Peinlichkeiten nach einem Umschlag der Handlung, wenn er sich aus dem Dreck erhebt, Stück für Stück zurückzahlen wird.
Die Körper seiner Peiniger sind nicht so stabil wie der seine. Er zerfetzt sie mit allen greifbaren Mitteln, im Nahkampf, mit dem Messer, Sprengstoff oder einer Knarre. Dabei bleibt er so bescheiden, hat er wieder einmal ein Nest mit ungewaschenen Kommunisten oder schnöseligen Designer-Gangstern ausgeräuchert, kommt ihm selten mehr als ein One-Liner über die Lippen. Er macht seine Arbeit und verliert kaum ein Wort darüber: So einen hätte man gern im Team.
Gewidmet an Sly, Van Damme, Schwarzenegger und ihre Kollegen vom Fach „gefährdete Männlichkeit“. Geschrieben aus einem Phantomschmerz heraus – ich habe keinen Fernseher. Ein-Mann-rächt-seine-Familie-Filme auf den Privaten gehen mir deshalb am Samstagabend gelegentlich ab. Was das Popcorn-Kino sonst so hergibt: „Von Serienkillern, Ex-Cops, Models und der Weltverschwörung“. Da wird das Zuschauen selbst zur SM-Praktik.