Ich mag die wackligen Bücherstapel und Magazintürme, die in meiner Wohnung jede unbedachte Bewegung zu einer riskanten Aktion machen. Sollen sie doch zusammenstürzen, die zwischen die Seiten geklemmten Notizzettel auf den Boden ergießen, vielleicht entsteht daraus eine neue „diskursive Formation“. Michel Foucault kann mir den Missbrauch dieses Begriffs nicht verbieten (das hätte er auch zu Lebzeiten nicht getan).
Ich habe mir auch abgewöhnt, das Schreiben in mein Notizbuch als pathetische Pose gering zu schätzen und daher zu verheimlichen. Natürlich ist es eine Geste aus dem Repertoire eines Typus öffentlicher Person, der meist nur noch als Abziehbild funktioniert („Welche Rolle im Trauerspiel der europäischen Geistesgeschichte hätten Sie denn gern? Wir haben folgende Kostümsets im Angebot …“). Aber das Kritzeln ist nützlich, es zu unterlassen Verschwendung.
Ich mag es, wenn man an sich selbst entdeckt, dass früher unerbittlich gestellte Style-Fragen von praktischen gelegentlich abgelöst werden können (das muss ja nicht die vergangenen Konfrontationen entwerten – im Sinne eines Lobes der Müdigkeit, die gern als Reife und Erwachsenwerden schöngeredet wird).
Ich mag aber auch, wenn jemand einfach losrennt und über Sachen läuft, die mir etwas wert sind, solange es für frischen Wind sorgt (und die Manuskripte durcheinanderwirbelt). So wie die Rhetorik-Dozentin Anne Trubek, die die Probleme ihres Sohnes beim Drill der Handschrift in der Schule zum Anlass nimmt, diese Kulturtechnik ins Altpapier zu werfen. (Edit: Link entfernt, der Text ist nicht mehr im Netz.)
I am a college professor and a freelance writer, and the only time I pick up a pen is to sign a credit-card receipt. Let’s stop brutalizing our kids with years of drills on the proper formation of a cursive capital „S“ – handwriting is a historical blip in the long history of writing technologies, and it’s time to consign to the trash heap this artificial way of making letters, along with clay tablets, smoke signals, and other arcane technologies.
Nur die Disziplinierung hört dadurch nicht auf, sie wird allenfalls digital.