Vor zwei Monaten musste sie raus, meine Klage über die 20er-Jahre-Resterampe in Berlin. Nun deutet sich eine Eskalation an: Die Beilage „Kultur Spiegel“ des Hamburger Nachrichtenmagazins macht in der aktuellen Titelgeschichte „Tanz den Untergang“ aus der Retro-Qual, die die Hauptstadt schon seit Jahren heimsucht, das ganz neue Ding in der Wirtschaftskrise: „Depression Chic“. Auch Modedesigner wie Roberto Cavalli oder Vera Wang seien schon ins „Twenties“-Recycling eingestiegen.
In dem Artikel, in dem auffällig oft von den Strümpfen und Strumpfhaltern der Besucherinnen einschlägiger Partys die Rede ist, darf eine von ihnen von ihrem Abgleiten in die Szene berichten:
Vor zwei Jahren sei sie noch Grufti gewesen, sagt Johanna und nippt an ihrem Campari-Glas, „aber das hatte sich irgendwann erledigt, zu düster, zu viele Piercings“. Ihre Begeisterung für den Chic der zwanziger Jahre, erzählt sie, begann mit einer Einladung zu einem privaten Salon. Dort saßen die Leute in einer typischen Berliner Altbauwohnung auf Stilmöbeln, die Männer mit Smoking und Fliege, die Frauen im Flapper-Kostüm. Sie siezten sich, nannten sich Fräulein Liebstahl und Herr von Soundso. Sogar die Zeitungen, die herumlagen, waren aus den Zwanzigern, auch die Musik. „Das alles hat mich total geflasht“, sagt sie …
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