Ich praktiziere Fernsehabstinenz. Das ist nicht immer von Vorteil, vielen Gesprächen über TV-Serien und -Moderatoren kann ich nicht folgen. Gelegentlich sitze ich bei Freunden, der Apparat läuft, und mir scheint, ich sehe eine Parodie auf das Fernsehen, wie ich es kannte. Manches erinnert mich an die überzogenen TV-Spots, die Paul Verhoeven in Science-Fiction-Filmen wie „RoboCop“ oder „Total Recall“ eingebaut hat.
Vor einigen Jahren habe ich selbst bei einem Sender gearbeitet, Beiträge und ganze Sendungen produziert. Ich war dazu nicht speziell ausgebildet, die Codes habe ich mir selbst beigebracht – durch genaue Beobachtung, wie die anderen TV-Journalisten dies machten. Das musste damals genügen: Fernsehen ist ein selbstreferentielles System, das allen Beteiligten, Produzenten wie Zuschauern, von Kindheit an erlernte Tätigkeiten abverlangt, auch bei den Nachrichten. Der Rest ist journalistisches Handwerk.
Wenn ich in der Hektik des Nachrichtengeschäfts unter Wettbewerbsbedingungen zum Nachdenken kam, musste ich mich jedoch wundern: Wie kommt es, dass eine Branche, die sich hauptsächlich mit bewegten Bildern beschäftigt, so wenig Wissen davon hat, was dies ist: bewegte Bilder?
Und noch unverständlicher erscheint mir, wie man ein hoch kodifiziertes, also extrem künstliches Produkt wie die Glaubwürdigkeit von Nachrichtensendungen aufs Spiel setzen kann, um andere Sendungen zu promoten. Das FAZ-Fernsehblog berichtet aber von einer Grenzüberschreitung bei ProSieben, die an der Professionalität der Beteiligten zweifeln lässt: „Newstime“-Anchorman Michael Marx präsentierte dort im Setting der üblichen Breaking News als Nachrichten-Fake die Ankündigung der neuen Mystery-Serie „Fringe“.