Dem Stasi-Mitarbeiter gefiel nicht, was er sah: „Je trostloser, desto begehrter“, urteilte der Beamte über die Bildauswahl des Fotografen Harald Hauswald für das Buch „Ostberlin“. „Da wurde zusammengetragen, was an Düsterem, Beklemmendem und ärmlichen Milieu, an Primitivem nur auffindbar oder verwertbar war.“
Tatsächlich: Kahle Fassaden, Polizeikontrollen, niedergeschlagen wirkende Fahrgäste in der U-Bahn vermitteln kein einladendes Bild von der Hauptstadt der DDR in den Jahren vor dem Mauerfall.
Was aber das Fotobuch für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) so brisant machte: Harald Hauswald hatte es als DDR-Bürger 1987 bei westdeutschen Verlag Piper veröffentlicht. Zehn Stasi-Mitarbeiter seien auf ihn angesetzt gewesen, sagt der Fotograf.
Im Fotoblog Conscientious kann man eine Auswahl der Fotografien mit der jeweils dazugehörigen Notiz aus der Stasi-Akte betrachten (Edit: Links entfernt, nicht mehr im Netz). Außerdem läuft auf dem Filmfestival „achtung berlin – new berlin film award“ diese Woche ein kurzer Dokumentarfilm über Hauswalds Arbeiten und die Reaktionen der „Fotokritiker“ beim MfS.
Der Titel ist „Radfahrer“ – unter diesem Decknamen landete der Fall des des „Staatsfeinds“ Hauswald zwischen den Aktendeckeln in Erich Mielkes Behörde.