Mitte der 90er-Jahre war ich mit einem Freund in New York, unterwegs in einem strahlend neuen Mietwagen, und der brüllte in Richtung jedes bösen Buben: Nimm mich, nimm mich! Und tatsächlich: In der Straße am Guggenheim Museum wurde das Auto aufgebrochen. Entwendet wurde unter anderem der Filofax-Kalender meines Freundes, mit all den Unterlagen, die man für eine Reise braucht.
Einen Monat später kam der Kalender mit der Post nach Berlin, Absender: New York Police Department. Ein freundlicher Mensch hatte das Ding in einem Mülleimer im Central Park gefunden und im nächsten Polizeirevier abgegeben.
Leider kann man sich nicht immer darauf verlassen, dass verlorenes Gut auf solch unkonventionellen Weg zu einem zurückfindet. Ich habe den vergangenen Monat damit verbracht, dem Verbleib eines neuen DSL-Routers nachzuforschen, der eigentlich per Paketversand hätte kommen sollen.
Das ist nicht uninteressant: Man spricht über „Hotlines“ mit Leuten in ganz Deutschland, bald glaubt man, jeden „Callcenteragenten“ beim Vornamen zu kennen, auf dem Weg zu verschiedenen Postämtern, wo die Sendung gelandet sein könnte, trainiert man nicht nur die körperliche Fitness, man lernt auch die eigene Stadt von Neuem kennen. Und die Nöte überlasteter Paketzusteller, die gar nicht erst versuchen, ihren Job zu erledigen, nötigen zu einer Lehrstunde in Solidarität – des einen prekär Beschäftigten mit dem anderen.
Dennoch: Trotz all dieser tollen Erfahrungen war die Zwangspause für Texts for Robots auch ein Verdruss. Schon weil ich weiß, dass es Menschen gibt, die regelmäßig das Blog aufrufen, um zu sehen, ob es etwas Neues zu lesen gibt. Ich hoffe, nicht alle haben die Geduld verloren.