Es wird hier zwar selten kommentiert, aber zumindest verraten mir Freunde gelegentlich hinter vorgehaltener Hand, was sie vom Blog halten: zu negativ, pessimistisch, düster, all das. Sie könnten recht haben, wenn ich mir die Keywords ansehe, die ich bespiele: Tod, Apokalypse, Krieg. Wie bitter. Und Klicks generiert man damit schon gar nicht.
Zugegeben, ansonsten ist die sogenannte Blogosphäre doch ein eher humorvolles Unternehmen: Da trifft man etwa massenhaft Agenturpunks, die mit „Social-Media-Consulting“ oder ähnlich Aufregendem auf den long tail im Netz setzen. Ihren Lesern – ebenfalls in ständiger Ungewissheit, ob sie nicht zu den Überflüssigen der Medien-Gesellschaft gehören – versuchen sie Blog-Text um Blog-Text weiszumachen, dass derjenige, der heute nicht twittert oder täglich Stunden „Networking“ auf Facebook betreibt, indem er Muppet-Videos postet („I like!“), morgen schon no future auf dem Arbeitsmarkt sehen wird.
Die Klientel fühlt sich dadurch in ihren Online-Aktivitäten bestärkt, empfiehlt den Beitrag auf Twitter oder Facebook (was, wie gesagt, ihren Marktwert unermesslich erhöht) oder wettert in den Kommentaren ein wenig gegen „die da oben“ (arrogante Journalisten, die nicht einsehen wollen, dass sie mit der Social-Media-Unlust ihre Zukunft verspielen). Daraus zieht der Prekäre neuen Lebensmut. Und lässt sich nicht lumpen: Der Coach wird großzügig per Flattr mit Cent-Beträgen honoriert.
Sehr witzig, wie ich finde.