In der letzten Kinovorführung, der man beiwohnt, gibt es nur einen Sitzplatz. Der Film ist hastig zusammengeschnitten, im Zeitraffer laufen vor dem „inneren Auge“ eines Sterbenden Momente seines Lebens noch einmal ab, heißt es. „Lebensbilderschau“ nannten Wissenschaftler dieses Phänomen in der Vergangenheit. Der aktuelle Stand der psychologischen Forschung zu dem Sujet ist mir nicht bekannt.
Der amerikanische Schriftsteller Billy Collins, der mit seiner Hommage auf das Rauchen (YouTube) dem Schnitter selbst schon unter die Arme griff, fasste die Nahtoderfahrung in „The Art of Drowning“ 1995 in Verse: Einen Ertrinkenden überkommt das Bedauern, weil er statt des blitzartigen Erinnerungsrausches unter Wasser doch mehr Werk vom Leben erwartet hatte. Dem zufällig vorbeischwimmenden Fisch, einziger Zeuge seiner Zuckungen, juckt dieses Bedürfnis nach Ewigkeit mittels Kunst nicht an der Flosse.
How about a short animated film, a slide presentation? Your life expressed in an essay, or in one model photograph? Wouldn’t any form be better than this sudden flash?
Ihm kann doch noch geholfen werden. Für eine Video-Animation (YouTube) als Nachlass dieses Unglücklichen hat Diego Maclean 2009 gesorgt. Seine Verfilmung des Gedichts wurde seitdem auf vielen Festivals von Edinburgh bis Sundance präsentiert, wie Maclean stolz auf seiner Website berichtet. Sie ist gelungen, wie ich finde.
Seltsam, aber so steht es geschrieben: Dass Technik ebenfalls die Nahtoderfahrung kennt, habe ich schon einmal bewiesen: „Auch Kameras müssen sterben“.