Sharing klingt großzügig, das Wort ist aber meist nur ein Euphemismus, der im Netz wie ein Nebelwerfer funktioniert. Die einen meinen damit den ungefilterten Ausstoß aller möglichen Links, die geeignet scheinen, wiederum Backlinks oder Klicks zu erzeugen. Die berüchtigten 10er-Listen sind ein Beispiel dafür.
Andere halten „teilen“ für eine gute Umschreibung der Raubzüge, die sie durch Portfolios von Künstlern, Designern oder Fotografen durchführen. Bilder, die nur irgendwie hübsch anzusehen sind, werden dann ohne Angabe des Urhebers auf Facebook geladen oder auf die Reise durch Myriaden von Tumblr-Seiten geschickt.
Die Fotografin Amy Stein berichtet in dem Blog-Text „How I Learned to Stop Worrying and Love Sharing My Work Online“ über ihre Erfahrungen mit der nicht autorisierten Verbreitung ihrer Arbeit. Die New Yorkerin meint, die Vervielfältigung im Internet habe ihrer Karriere auch genutzt. Ihren Kollegen rät sie zu einem pragmatischen Umgang mit der Recycling-Praxis, aufzuhalten sei der Bilderstrom ohnehin nicht.
Bei unerlaubter kommerzieller Verwendung sei aber eine Grenze überschritten:
I have found my images in every nook of the Internet, mostly attributed and not altered in any way, but often unattributed, remixed, appropriated as paintings or drawings and cropped in ways that offend me to no end. Every time I come across my work presented like this, I cringe a little, but most of the efforts are benign and nobody is profiting off my intellectual property. When someone is profiting, I shut that shit down.
Amy Stein schlägt als Gegenmaßnahme eine „attribution Neighborhood Watch“ vor: Wer auf Werke ohne Namensnennung stoße, solle doch den Webmaster oder dem Menschen, der ein Social-Media-Profil bespiele, freundlich darauf hinweisen, das dies nicht in Ordnung sei. Eine nette Idee, die aber, wie ich vermute, kaum Mitwirkende finden wird.