Das sächliche Geschlecht ist beim Wort „Blog“ die dominante Form. So schreibt es der Duden. Und die Veteranen der Bloggerszene stimmen ihm zu. Doch die Mehrheit der deutschen Sprachgemeinschaft interessiert das kaum.
Wenn ich beruflich die Texte von Kollegen verarzte, sorge ich dafür, dass diese in der Internetgemeinde nicht zu Verdruss führen können. Ach ja, „Internetgemeinde“ gehört schon mal zu den sinnlosen Ausdrücken, die ich den Autoren und Redakteuren auszureden versuche. Keine Diskussionen gab es bisher bei dem Genus des Substantivs „Blog“: Das ist ein Neutrum, man sagt oder schreibt „das Blog“. So habe ich es online gelernt – obwohl der Duden bei Blog neben dem dominanten sächlichen grammatischen Geschlecht auch das männliche erlaubt.
Verstöße gegen die im Netz geltenden Sprachregelungen unterlaufen nicht nur den Printmedien. Vor einigen Monaten durfte ich einem Online-Projekt zur Seite stehen, in dem ebenfalls auf einmal von „der Blog“ die Rede war. Von Panik erfasst, musste ich meine Mitstreiter über die möglichen Folgen ihrer Ignoranz aufklären: Denial-of-Service-Attacken, anrüchige Bearbeitungen ihrer Porträtfotos in Imageboards wie 4Chan, Shitstorms bis hin zur Verbreitung des Gerüchts, sie hätten Kätzchen grob behandelt (ein Todesurteil in Sachen Netzreputation). Die Rache des Internets kann fürchterlich sein, mahnte ich. Vermutlich wachen die Kollegen heute noch aus Albträumen auf, in denen ihnen ein Oberlehrer mit Guy-Fawkes-Maske den Hintern mit einem Duden versohlt.
Nun bin ich im Zweifel, ob meine Warnung nicht übertrieben war. Gestern musste ich im Sprachlog von Anatol Stefanowitsch lesen, das männliche Geschlecht von Blog habe sich im Gebrauch durchgesetzt, und das nicht nicht nur gedruckt auf Papier, sondern auch in WordPress-Foren: „Der Blog ist die dominante Form, nur eine Minderheit der deutschen Sprachgemeinschaft bevorzugt das Blog“, schreibt der Sprachwissenschaftler („Das Blog ist tot, es lebe der Blog“).
Ist der Fall damit entschieden? Ich denke nicht. Widerstand wird laut, erste Trotzreaktionen auf diesen Artikel stehen schon im Netz. Es mögen nur wenige sein – aber vergessen und vergeben werden sie niemals.