Die Internetsuche ist fest in der Hand von Google. Auch am Browsermarkt besetzt der IT-Konzern mit Chrome den vordersten Rang. Hat Firefox dagegen eine Chance?
Google stampft wie ein Riese durchs Netz. Um ihn herum huschen Liliputaner. Wer gern auf einer Schulter des Giganten säße, optimiert zum Beispiel seine Websites vorrangig für den konzerneigenen Browser. Denn der wird am meisten genutzt: „Im Mai 2019 erreichte Chrome einen Marktanteil von rund 69,1 Prozent“, meldet Statistica.
Manche Winzlinge am Boden, darunter Hobby-Entwickler wie ich, arbeiten immer noch mit Firefox als Standard-Browser. Doch Mozillas Software muss sich in der Statistik, die auf Daten des irischen Trackingdienstes StatCounter basiert, mit zehn Prozent begnügen. Mozilla-Chefin Mitchell Baker sagt in einem Interview der „taz“: „Der Erfolg von Googles Chrome hat uns völlig überrannt.“
Chrome gegen Firefox
Der Journalist Simon Hurtz sieht zwischen den ungleichen Gegnern Chrome und Firefox eine Neuauflage des Browserkriegs der 90er-Jahre entbrannt. Mit fatalen Folgen, sollte Googles Browser gewinnen: „Das Netz droht, zur Monokultur zu werden“, warnt Hurtz heute im Digitalressort von Sueddeutsche.de. Zu den Opfern würde dann der Datenschutz gehören:
Google verzahnt Chrome immer enger mit seinen Diensten und macht es Nutzern schwer, dauerhaft anonym zu bleiben. Wer sich heute etwa bei Gmail einloggt, meldet sich automatisch auch bei Chrome an. Dann schlägt Google vor, alle Daten zu synchronisieren: Bestätigt man den scheinbar harmlosen Dialog, landen Informationen wie besuchte Webseiten, Kreditkarten und Adressen auf Googles Servern.
Ich frage mich, ob Google anderswo genauso gefürchtet und zugleich so geliebt wird wie in Deutschland.
Google weiß es besser
Website-Anbietern bereitet weiterhin etwas anderes größere Sorgen als der Vormarsch von Google Chrome: die absolute Herrschaft des Riesen bei der Suche im Netz. Mit dieser Marktmacht kommt ein Update des Algorithmus einem Tritt gleich, der den Boden erzittern lässt. Daran zerbrechen Geschäftsmodelle.
Außerdem meint der Konzern, bessere Antworten zu liefern als die Sites, die er indexiert. Mit all den Infoboxen, die über und neben den organischen Suchergebnissen erscheinen, macht sich Google selbst zum Portal. Derweil fallen immer weniger Krümel für die Winzlinge ab. „Die Hälfte der Suchanfragen endet nicht mehr als Klick auf Webseiten“, meldete „Meedia“ vor drei Wochen.
Kein Geschäft mit Verlagen
Beinahe witzig: Der „Meedia“-Artikel ist in der Headline als Weckruf an „Publisher“ formuliert. Doch Presseverlage und andere große Anbieter müssen nicht von einem Branchendienst auf Einbußen beim Traffic hingewiesen werden – sie tracken ja ohnehin genug. Ein Problem für den Datenschutz, an dem Google nicht die Hauptschuld trägt.
Der US-Konzern braucht übrigens die deutsche Presse für sein Geschäft überhaupt nicht. Das liest zumindest die SEO-Firma Sistrix aus ihren Daten. Demnach seien nur „0,25 % der kommerziellen Suchbegriffe journalistisch geprägt“. Geld verdient Google damit kaum.
Langsam wird’s eng unter den vielen Winzlingen. Immer schön festhalten, wenn der Boden wackelt!