Es war das große Gesprächsthema vor zwei Wochen: „Der Freitag“ im neuen Gewand, neuer Verleger, neue Redaktion, neuer Internetauftritt – und offene Arme für Blogger und die Netzwerke, die sie um sich gesponnen haben. Und die reagierten mit einem lautstarken Hurra.
Der Ansturm auf die Website war nach dem Relaunch Anfang Februar so groß, dass der Server der linken Wochenzeitung in den Streik ging und die Ladezeiten an die Anfangstage des Internets erinnerten.
Und nun dürfen einige Beteiligte feststellen, dass – nicht nur in technischer Hinsicht – Neu manchmal nur eine Verpackung für Alt ist, für linken Populismus zum Beispiel und für Komplizenschaft mit allen möglichen Diktatoren oder autoritären Regime, solange man ihnen nur eine „antiimperialistische“, das heißt antiamerikanische Position zugutehalten kann.
So klagt heute Sascha Lobo, als Agenturpunk Verfechter disruptiver Arbeitszeitmodelle und seit Neustart Mitglied der „Freitag-Community“, in seinem Blog über „Freitagsbeschwerden“: Jemand hat ihm zugesteckt, dass der „Freitag“ einen „Lobgesang“ auf Hugo Chávez veröffentlicht hat.
O-Ton des von Lobo kritisierten Kommentars zum venezolanischen Verfassungsreferendum:
Politische Courage als Berufung, Hartnäckigkeit als Tugend – Venezuelas Präsident hat mit diesem Credo wieder einmal triumphiert.
Der „digitale Bohemien“ Lobo wittert darin zu Recht „Propaganda“ und will deswegen aussteigen. Überhaupt: „Ich will den Kapitalismus nicht abschaffen, sondern optimieren.“ Na, dann mal ran!