Die Fußballfans in meinem Berliner Bekanntenkreis erzählen nicht viel von ihrem Hobby. Gelegentlich sehe ich an ihnen Accessoires in Vereinsfarben. Was mir dabei auffällt: Der FC Bayern München hat unter den Journalisten und Verlagsmitarbeitern, die ich kenne, die meisten Anhänger.
Dem Küchenpsychologen ist der Zusammenhang klar: Wer als Medienmensch jeden Arbeitstag den Abstiegskampf seiner Branche erlebt, möchte halt auch mal auf der Seite von Gewinnern stehen.
Mitteilsame Männer mit enzyklopädischem Fußballwissen kenne ich aber noch gut aus meiner Heimatstadt im Süden. Es bedarf nur eines Anpfiffs, und schon beginnen sie ihren Vortrag: Vereins- und Spielernamen, Jahreszahlen, Siege und Niederlagen. Vom Feeling her gefühlte 90 Minuten lang.
Selbst wer sonst schüchtern ist und lieber schweigt, kann beim Thema Fußball brillieren, Zeit beanspruchen, sich frei laufen.
Expertenschule „kicker“
Fußballwissen ist somit auch ein Herrschaftswissen, mit dem Nerds ganz nach vorne drängen. Schwermetaller, die jeden Bassistenwechsel in der 20-jährigen Geschichte ihrer Lieblingsband genau datieren können, trauen sich das nicht. Und das trotz ihrer gefährlichen T-Shirts.
Ein Verdacht liegt nahe: Das Wissen entstammt nicht den exakt erinnerten gesammelten Staffeln der „Sportschau“. Die Quelle der Fußballexperten ist der „kicker“, heute genauso wie in jedem Jahrzehnt davor. Das bleibt aber weiterhin unausgesprochen. Denn wer herrscht, nennt keine Literaturangaben.
Ein Heft, das Experten schult, und das über viele Generationen, kümmert sich natürlich nicht um Hipster-Zeug wie zeitgemäßes Design. Und doch gibt es minimale Änderungen in der Covergestaltung des alljährlichen „kicker“-Sonderhefts zum Start der Bundesliga-Saison. Um die wahrzunehmen, bedarf es wiederum des Blicks eines Kenners – Michael Brake hat für Übermedien genauer hingeschaut.
Feeling für Fußballfloskeln
Ich weiß, Fußballfloskeln sind nicht meine Stärke. Aber auch Roboterjournalisten tun sich schwer, Jargon, Fakten und Nachricht zur Deckung zu bringen, wie ebenfalls auf Übermedien zu lesen ist.