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Aktuelle Seite: Start / Texts for Robots / Arte-Dokumentation: „Verloren im Nachrichtendschungel“

Arte-Dokumentation: „Verloren im Nachrichtendschungel“

10. Februar 2010

Wer sich im Internet durch die Netzwerke des Wahns klickt, erkennt, dass dort tatsächlich so etwas wie eine „Verschwörung“ im Gang ist: die der Anhänger, Propagandisten und Profiteure dieses Sondermülls untereinander. Vorgebliche Linke finden nichts dabei, Antisemiten zu verlinken. Und Rechtsextreme vergessen schon mal ihren Rassismus, wenn sie sich bei Islamisten bedienen.

Folgt man online der Spur der Fanatiker, landet man immer wieder auf denselben Websites: „Durch fortwährendes gegenseitiges Zitieren erreichen die Seiten der Ver­schwörungs­theo­retiker ein besseres Google-Ranking und da­mit auch eine Aura der Glaubwürdigkeit“, schreibt Elke Wittich in einem lesenswerten Artikel der Jungle World.

Die massive Präsenz dieses Irrsinns lässt einen schon mal an den schönen Träumen von demokratischer Netzkultur und Bürgerjournalismus zweifeln. Das war wohl auch der Grund für Arte, den gestrigen Themenabend zu „Journalismus auf Abwegen“ mit einer Dokumentation von Ted Anspach über Verschwörungstheorien einzuleiten. „Verloren im Nachrichtendschungel“ (40 min) kann man nun als Video auf der Website des Kulturkanals ansehen.

Edit: Link entfernt, Video nicht mehr vorhanden.

Was ich an der Sendung zwiespältig finde: Darin wird etwa Spiegel Online (SpOn) zum großen Aufklärer im verpeilten bis gemeingefährlichen Wildwuchs des Internets stilisiert. Aber was Leute im Netz abseits der etablierten Medien leisten, bleibt unerwähnt. Von den vielen Blogger oder Betreibern von Websites und Foren, die sich mit der Desinformation von sogenannten Truthern zu den Terroranschlägen vom 11. September auseinandersetzen, das völkische Gedankengut mancher Globalisierungsgegner sowie die Geschäftemacherei und Neonazi-Verstrickungen von Esoterikern bloßstellen, auf die Paranoia und verantwortungslose Panikmache von Schweinegrippe-Impfgegnern hinweisen, erfährt der TV-Zuschauer in der Dokumentation nichts. Das wäre wohl nicht im Sinne einer einfachen Internetkritik gewesen.

Nachtrag, 11. November 2010: Ich habe den Link zur Arte-Website aktualisiert. Dort sind jetzt auch jede Menge Kommentare von „Infokriegern“ zu lesen, die lustig wären, könnte man vergessen, wie viele Leute diesem Wahn anhängen. „Hoffentlich hat es sich finanziell gelohnt diesen Beitrag zu produzieren“, schreibt da einer unter dem Stichwort „Schande über Arte“. Das soll heißen: Jede Art von Berichterstattung, die nicht konform geht mit den Verschwörungsideologen, muss letztlich von „dunklen Hintermännern“ bezahlt und gesteuert sein.

Schaut man auf die Diskussionsseiten von Wikipedia, wo um Formulierungen zu Artikeln aus dem Verschwörungs-Spektrum gerungen wird, trifft man auf eine ähnliche „Argumentation“: Hat ein Wikipedianer Einwände und streicht die unbewiesenen Gerüchte, wird er bald mit dem Vorwurf konfrontiert, er sei „manipuliert“, ein Opfer von „Gedankenkontrolle“ oder gar auf der Gehaltsliste der Weltverschwörer (die müssen eine gigantische Buchhaltung haben bei so viel bezahlten Schergen im Netz und in den Medien!). Das ist ein geschlossenes Wahnsystem; bedauerlicherweise ist eine Diskussion mit dessen Aktivisten deshalb unmöglich.

Auf Texts for Robots verzichte ich darauf, bei Texten zu Verschwörung und Esoterik den Kommentarbereich zu öffnen. Leuten, die einen von vornherein als „manipuliert“ einschätzen und alles, was man schreibt, daher entwerten, will ich kein Forum bieten.

Update: 9. August 2019 Kategorie: Texts for Robots

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