Berlin ist momentan wunderbar leer, viele sind über die Feiertage weggefahren. Die Leere und das Weiß, das der Winter über Straßen und Häuser gelegt hat, erinnern mich daran, für was alles die Stadt in der Vergangenheit als Aufzeichnungsoberfläche gedient hat und immer noch dient:
Hotspot der Weltpolitik und stiller Winkel fürs private Glück; Repräsentationsbauten und Hausbesetzungen; nationalstaatliche Zentrale und Nebeneinanderher von Bezirken, Szenen und Individuen; Bühne berühmter Charakterpanzer und berüchtigter Netzwerker; Architekturen des Einschlusses und freizügige Öffentlichkeit; Shopping-Areal und Experimentallabor für den nicht kommerziellen Lifestyle; Schauplatz für Mitmach-Mobilisierung und Tunix; Anziehungspunkt für global umherschweifende Produzenten aus Kunst und Kultur, aber auch Auffanglager für ein Prekariat, das keinen mehr findet, der es ausbeuten will. PR und Punkrock. Und das alles zugleich und manchmal unentwirrbar durcheinander.
Die Stadt und das Netz: Kann man nicht sagen, dass die Eckpunkte der Debatte, was das Internet ist oder sein könnte, in Grundzügen die gleichen sind?
Überprüfen lassen sich etwaige Ähnlichkeiten am kommenden Dienstag, 28. Dezember 2010, wiederum in Berlin. Ab 18 Uhr in der C-Base, Rungestraße 20, wo „The Geek Insurrection“ stattfindet, der Aufstand der Nerds und Tastendrücker. Die Veranstaltung mit Vorträgen, zum Beispiel von Dmytri Kleiner oder Michael Seemann, läuft parallel zum Chaos-Computer-Club-Kongress „27C3“, für den es keine Karten mehr gibt. Laut Daniel Kulla, der den Abend in der C-Base organisiert hat, ist der Eintritt kostenlos und ein „27C3“-Ticket für den Event nicht notwendig. Mehr Informationen dazu in seinem Blog.
Ich werde schätzungsweise hingehen, von der Menschenleere habe ich bis dahin wohl genug. Wer mich sucht: Man erkennt den Autor dieses Blogs daran, dass er keine Kapuzenjacke trägt. Und statt mit einem Hightech-Gadget hantiert er mit Stift und Papier.