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Do it yourself! – Nein, denn Adorno hat gesagt …

6. Februar 2011

Ein Adorno-Zitat zur rechten Zeit zeichnet den Könner der kleinen Verweigerung aus. Das folgende, seinem Zusammenhang entrissen, ist von hohem Gebrauchswert in Alltagssituationen:

Pseudo-Aktivität ist generell der Versuch, inmitten einer durch und durch vermittelten und verhärteten Gesellschaft sich Enklaven der Unmittelbarkeit zu retten. Rationalisiert wird das damit, die kleine Veränderung sei eine Etappe auf dem langen Weg zu der des Ganzen. Das fatale Modell von Pseudo-Aktivität ist das „Do it yourself“, Mach es selber: Tätigkeiten, die, was längst mit den Mitteln der industriellen Produktion besser geleistet werden kann, nur um in den unfreien, in ihrer Spontaneität gelähmten Einzelnen die Zuversicht zu erwecken, auf sie käme es an.

Quelle: Theodor W. Ador­no: „Resignation“ (1969). (Eine Anmerkung: In der im Netz kursierenden Version des Textes scheinen sich Fehler eingeschlichen zu haben, im obigen Zitat etwa fehlt mindestens ein Verb. Wer es findet, sofort bei mir abgeben!)

Disko

Wegen deaktivierter WordPress-Kommentare war die folgende Diskussion nicht mehr sichtbar. Ich habe sie in den Beitrag kopiert. Sonst ist er nichts wert.

okku: Das Zitat ist korrekt!

rpzine: Seltsam, mir scheint bei „Tätigkeiten, die …“ das Relativpronomen die einen Nebensatz zu versprechen, der mir dann vorenthalten wird. (Aber was weiß schon ich, der bei den Philosophen die Kritische Theorie immer geschwänzt hat, um stattdessen in die Postdingsbums-Seminare zu gehen.)

M: Auch meiner Meinung nach fehlt da etwas. In der Art von: “ Tätigkeiten, die zu erreichen suchen, was…“ oder etwas ähnliches. Abgesehen davon kriege ich bei Zitaten von Adorno immer noch sofort eintretende Gähnattacken. Ein programmiertes Überbleibsel aus dem Deutschunterricht, in dem uns ein bestimmter Lehrer regelmässig, gern und hoffnungsvoll mit ausgewählten Philosophen vollstopfte. Der erste Satz kann mich mit eigentlich schon in Tiefschlaf versetzten. (Kann allerdings auch an der Uhrzeit liegen…)

M: Wie ich merke habe ich Adornos fehlendem Wort eines zuviel in meinem Text entgegengesetzt. Ha!

rpzine: Philosophie zum „Gähnen“ finden, weil ein Lehrer Soundso vor soundso vielen Jahren überambitioniert war – diese Ausrede wird nicht akzeptiert! Hast du das Klingeln nicht gehört? (Die Schule ist aus.)

Nichtidentisches: Das gesuchte Wort ist natürlich, wie nicht anders zu erwarten, ein kleines „sich“, das bevorzugt an der am weitesten in Richtung Satzende gelegten grammatikalisch richtigen Stelle fehlt.

rpzine: Bitte an die Tafel treten und vorführen! Mir gelingt es momentan nicht, ein „sich“ derart im Satz zu platzieren, damit „Tätigkeiten, die …“ zumindest grammatikalisch das geglückte Ende finden, das ihnen der Autor inhaltlich abspricht.

Über die „sich“-Problematik bei Adorno, auf die du im Nebensatz anspielst, wünschte ich vom Fachmann auch Auskunft. Damit implizierst du jedenfalls, dass der Fehler beim Verfasser liegt, nicht bei dem Menschen, der den Text womöglich abgetippt und dann freundlicherweise ins Netz gestellt hat.

rpzine: By the way, dies ist eine englische Übersetzung/Interpretation des besagten Satzes:

The unfortunate model for pseudo-activity is the „do-it-yourself“ syndrome – activities that do that which has long been done better through the means of industrial production and which arouse in unfree individuals, hampered in their spontaneity, the confident feeling that they are of central concern.

Mit „activities that do …“ an der kritischen Stelle. Interessant übrigens, wie da noch ein „syndrome“ hineingeschmuggelt wurde. Quelle: „The culture industry: selected essays on mass culture“ (Routledge, 2001).

hh: als papiermensch im portfolio wollte ich ja gern durch einfaches nachschlagen zur lösung beitragen, aber ausgerechnet band drei der kritischen modelle, in dem sich der text befindet, liegt mir aktuell nicht vor. ich würde aber stark zu der these tendieren, dass ein wort im zitat verloren gegangen ist. aber sicher kein „sich“. sinnvoller erschiene eine ergänzung in folgende richtung: „Tätigkeiten, die, was längst mit den Mitteln der industriellen Produktion besser geleistet werden kann, FORTFÜHREN, nur um …“ statt fortführen würde auch passen perpetuieren, verlängern etc. da kann ja jeder selbst mal ganz im sinn der sache ran und sich versuchen, als gäbe es kein thesaurus und co. oder jemand schlägt das jetzt endlich einmal nach und sagt, wie es richtig heißt.

rpzine: Danke trotzdem. Ich seh schon, ich muss mich selbst mal an einem dieser Orte umschauen, wo’s bedrucktes Papier gibt.

apropos: seit wann bist du im kathrin-röggla-modus?

hh: seit sich der terroristenfilmvirus vom deutschen kino auf das weltkino ausgebreitet hat. (und natürlich nach feierabend.)

Update: 26. Juni 2021 Kategorie: Texts for Robots

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