Weder die alten Ägypter noch die Maya waren an der Errichtung dieser Pyramide beteiligt. Fertiggestellt wurde sie Mitte der 70er-Jahre nahe der Ortschaft Nekoma im US-Bundesstaat North Dakota. Wer bei diesem Bauwerk (es ist eine Radaranlage) trotzdem an Totenkult und Opferriten denkt, trifft zumindest die von Angst geprägte Stimmung, die während seiner Entstehung im Kalten Krieg herrschte.
Der Komplex gehörte zum Kontrollzentrum des amerikanischen Raketenabwehrsystems Safeguard. Sein Zweck: die Ortung und Vernichtung sowjetischer Atomraketen, bevor sie ihrerseits die Raketensilos des nordwestlich gelegenen Air-Force-Stützpunkts Grand Forks ausschalten konnten.
Die Pyramidenform gehorcht wohl der militärischen Funktion des Radars, der alle Himmelsrichtungen überwachen sollte. Ich frage mich dennoch, ob sich nicht bei den Konstrukteuren, als sie für den Ernstfall, den Atomkrieg, planten, ein anderer Gedanke eingeschlichen hatte – eine atmosphärisch stimmige Endzeitarchitektur in die Landschaft zu bauen.
Google Maps, der große Entzauberer, zeigt mit einem Satellitenfoto: Die „versunkene Stadt“, die Archäologen in ferner Zukunft nach dem nuklearen Winter vor Rätsel gestellt hätte, steht heute noch auf der Ebene. Und gleich um die Ecke, in Nekoma, wartet die Bar „Pain Reliever“ mit Steaks, der Schönheitskönigin und „Fun-Fun-Fun for the whole Family!“. Ist auch besser als die Postapokalypse.
Mehr zum Stanley R. Mickelsen Safeguard Complex (inoffizielle Website). Bildquellen: „1975 … ABM site – Grand Forks“, Foto 1, Foto 2, Foto 3. Alle: x-ray delta one, Lizenz: by-nc-sa.